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Beitragsbild Dr. Schule: Rezension zum Buch Hotspot Zahn

Dr. Schule: Rezension zum Buch Hotspot Zahn

02. September 2024

Angeregt durch die Literaturliste für ein Wahlpflichtmodul „ganzheitliche Dentalvorsorge“ im Master-Studiengang „Naturheilkundliche Gesundheitsförderung“ der Hochschule Anhalt bin ich über die „alten“ Fachbücher der ganzheitlichen-biologischen Zahnheilkunde in meinem Bücherschrank gestolpert. Die Erscheinungsdaten der Standardwerke aus meiner eigenen Aus- und Weiterbildung liegen 30 bis 40 Jahre zurück. Was hat sich in dieser Epoche alles auf dem „kleinen“ Fachgebiet der biologischen Zahnheilkunde getan? Braucht es neue Literatur, die den komplementären Ansatz therapieübergreifend berücksichtigt? Gibt es neue Diagnostik- und/oder Therapieverfahren?

Da viel mir wenig später das Buch mit dem etwas frech-provokanten Titel „Hotspot Zahn“ von Dr. Johanna Graf in die Hände. Die mir vorliegende 2. Auflage erweckte sehr schnell mein Interesse und lies den Entschluss reifen, eine Buchbesprechung zu erstellen.

Der erste Eindruck begeistert durch gelungenes Layout und übersichtliche Gliederung. In sechs Kapiteln erarbeitet die Autorin eine aktuelle und kritische Sichtweise auf die etablierte, evidenzbasierte Zahnheilkunde und die möglichen Auswirkungen von dentalen Erkrankungen ebenso wie zahnmedizinischen Werkstoffen auf die allgemeine Gesundheit der Patienten. Dabei hat sie als praktizierende Zahnärztin auch die angesprochenen Co-Therapeuten aus anderen medizinischen Fachgebieten und nicht-ärztliche Leser im Blick. So beginnt jedes Kapitel mit einer kleinen, aber übersichtlichen Einführung in die zahnärztlichen Behandlungsabläufe und erklärt dann eingehend die jeweiligen Diagnose- und Therapiemöglichkeiten. Dabei kommt ein beindruckendes Fachwissen und vielfältige Behandlungskonzepte zur Sprache, die immer wieder durch Fallbeispiele aus der eigenen Praxis anschaulich hinterlegt werden. Zum Abschluss bündelt in jedem Kapitel eine prägnante Zusammenfassung wesentliche Aspekte und erläutert Therapieempfehlungen.

Ich werde jetzt nicht die einzelnen Kapitel chronologisch besprechen und kritisieren. Vielmehr möchte ich die zukünftige Leserschaft auf bestimmte Aspekte und für mich sehr gelungene Ausführungen hinweisen. So ist die faire aber sehr pointierte Gegenüberstellung der akademischen Zahnheilkunde (Wirkstoff- oder evidenzbasierte Zahnheilkunde) versus erfahrungsbasierte, ganzheitliche ZahnMedizin durch das gesamte Buch konsequent und sehr selbstbewußt vertreten. Der Leser spürt deutlich, dass Johanna Graf mit der Materie bestens vertraut ist und sich durch viel Weiterbildung ein kompetentes Fachwissen angeeignet hat. Entsprechend weitläufig decken ihre Praxiserfahrung und -Anwendungen das mittlerweile große Feld der ganzheitlich-biologischen und umwelt-medizinischen Zahnheilkunde ab. Sie spart auch nicht mit konkreten Beispielen, wie unter ihrer Regie Diagnose und Therapie bei gravierenden Belastungsstörungen der Patienten systematisch und chronologisch aufgebaut sind. Je schwerwiegender die chronischen, immunologische Erkrankung desto vielfältiger sind die Parameter, nach denen in zahnärztlicher aber auch ärztlicher Diagnostik akribisch gesucht werden muß. So sind zum Beispiel die Symptome einer „silent inflammation“ schwer zu erkennen, oftmals irreführend und fernab der auslösenden Gewebelokalisation aufzuspüren. Genau daran scheitert die evidenzbasierte „Wirkstoff-Medizin“, was die Autorin schonungslos darstellt und wiederholt kritisiert. Beispielhaft sei hier das Thema „degenerative Osteonekrose“ (NICO, FDOCK) erwähnt. Laut einer Stellungnahme des Beratungsforum für Gebührenordnung der Bundeszahnärztekammer im Dezember 2020 besteht keine wissenschaftliche Evidenz über die chronische Irritationen aus diesen Knochenveränderungen und deshalb auch keine Honorierung weder bei Diagnostik- noch bei Therapiemethoden. Die wissenschaftliche Grundlage in dieser Frage kommt zeitgleich zu einer völlig andern Auffassung, was durch ein Gutachten der TU Dresden vom Mai 2021 bestätigt wird. Ähnlich resistent verhält sich die universitäre Zahnmedizin in der Bewertung von Amalgam als probates Füllungsmaterial. Auf europäischer Ebene existiert jetzt nach langen Vorbereitungen (Minimata-Konvention 2017) ein Verbot für dentale Verwendung von Quecksilberamalgam ab 2025 mit einem verbindlichen Ausstiegsprotokoll bis 2030.

Ein großes Verdienst dieses Lehrbuches ist die wichtige Trennung zwischen einer ganzheitlichbiologischen und einer umwelt-toxikologischen Erweiterung des Fachgebietes. Hier macht sich deutlich eine Aktualisierung bemerkbar durch Einbeziehung der neueren Forschungserkenntnisse 08.2024

und Berücksichtigung moderner Materialien. Die Abhandlung über chronisch-toxische Werkstoffe beschreibt eindringlich und wissenschaftlich gut hinterlegt das Dilemma der zahnärztlichen Werkstoffe: Es gibt kein biologisches Ersatzmaterial für Zahndefekte. Somit sind alle Bemühungen um Wiederherstellung ein individuelles Rennen um das „geringere Übel“ aus Sicht der chronischen Erkrankungen. Mit größter Zuversicht schätzt die Autorin die Qualitäten der Dentalkeramiken ein. Deren Verwendung als Rekonstruktion von kariösen Defekten oder als Ersatz für fehlende Zähne in der Implantologie gelten als die Wahl der geringsten toxischen Irritation, solange mit kunststofffreien Zementen die Fixation erfolgen kann.

Die unterschiedlichen Themenschwerpunkte zwischen komplementär-biologischer Zahnheilkunde und modernen umwelt-medizinischen Ausrichtungen zeigt sich sehr deutlich in der Betrachtung der immunologischen Reaktionen des Organismus auf unterschiedlichste Stressoren. Interne oder externe Irritationen erzeugen immer immunologische Antworten und damit Veränderungen im Regulationssystem des Körpers. Die Autorin erörtert dieses komplexe Thema in einer strukturierten und mit wissenschaftlicher Literatur unterlegten Abhandlung vorbildlich. Sie schafft es sehr erfolgreich, den Unterschied zwischen chronisch-entzündlichen und chronisch-toxischen Reaktionen des menschlichen Organismus mit allen Konsequenzen für Testung und Ausleitung zu vermitteln.

Der verständliche Schreibstil und die ausgezeichneten Querverweise auf andere Kapitel erleichtern die Lesbarkeit dieses Fachbuches auch für fachfremde, nicht-zahnärztlich bewanderte Leser, Therapeuten wie Patienten gleichermaßen. Die Aufteilung der Themenkapitel erlaubt auch ein fragmentarisches Nachschlagen und ermuntert zum mehrfachen Erarbeiten der einzelnen Spezialgebiete. Die aktuellen Entwicklungen in Materialkunde und labortechnischen Nachweismethoden überzeugen in der Auffassung, dass dieses Buch als Fortführung der bekannten Standardwerke notwendig und hilfreich ist. Es bleibt zu hoffen, dass viele Leser sich davon ebenso begeistern lassen und dieses Werk zu einem Lehrbuch der modernen Zahnheilkunde verhelfen. Die Notwendigkeit einer wissenschaftlichen Überarbeitung im Abstand von 10 - 15 Jahren ist hiermit erbracht.

Dr. med. dent. Roland Schule
Neckarsulm

Das Buch Hotspot Zahn ist z. B. erhältlich bei: 

Lina Berghammer

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